Kompletter Libido-Verlust nach Trennung

Hallo zusammen,

ich wende mich an euch, weil ich mit meinem Latein langsam am Ende bin.
Ich versuche, die Vorgeschichte auf die wichtigsten Dinge zu reduzieren:

- Ich bin 38 und seit einem Dreivierteljahr getrennt
- Ich war mit fast 20 Jahre mit meiner Frau zusammen, davon 8 Jahre verheiratet (relativ regelmäßiger Sex, ich hatte eine sehr hohe Libido)
- Sie hat mich verlassen, ich bin RELATIV sicher, dass sie mich zum Ende der Ehe auch betrogen hat.
- Im Nachhinein betrachtet war diese Beziehung besonders zuletzt sehr lieblos, wir hatten zuletzt keine Gemeinsamkeiten und es ist – ehrlichgesagt – auch in Ordnung, dass es vorbei ist.
- Ich bin seit Jahren in psychotherapeutischer Behandlung wegen eines wenig ausgeprägten Selbstwertgefühls und Verlustangst (die Küchenpsycholog*innen werden jetzt hier aufhorchen)


Das zu meiner Vorgeschichte.
Jetzt ist es so, dass die im Trennung, die im Sommer stattgefunden hat, darin gemündet ist, dass ich aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen bin und zum ersten Mal in meinem Leben alleine wohne.
Zwei Wochen [sic!] nach der Trennung hatte ich ein Date mit einer Frau, die ich schon länger kenne und sehr sympathisch fand. Wir haben uns getroffen, ich hatte wegen der jahrelang anhaltenden gleichen Probleme die Trennung und das „Verlassenwerden“ als eine absolute „Be-Freiung“ und „Ent-Spannung“ (im wahrsten Sinne des Wortes verstanden) und war ehrlichgesagt auch irgendwie „froh“, dass es zuende war. Habe ich mich Hals über Kopf in die andere Frau verliebt, für die ich auch insgeheim immer etwas geschwärmt habe. Ein bisschen 😊
Das hätte jetzt der Anfang von etwas Großartigen sein können – ist es aber nicht. Alles ist schön, das Zwischenmenschliche, was ich jetzt erfahre, ist das schönste, was ich seit vielen, vielen Jahre spüre. Leider ist meine Libido komplett im Keller und ich kann mir nicht erklären, warum das der Fall ist. Ich denke gar nicht mehr an Intimitäten oder habe Tagträume oder Wünsche – das blitzt manchmal durch, aber das ist vielleicht 1 – 2 Mal im Monat. Eine „spontane“ Erektion bekomme ich auch nicht mehr. Ich fühle mich in der Körpermitte „tot“. Das ist auch beim Sex so: Beim zweiten Date bin ich bereits mit meiner Freundin zu ihr gegangen und es ist NICHTS bei mir passiert. Zum überhaupt allerersten Mal in meinem Leben war ich nicht zu penetrativem Sex in der Lage gewesen. Sie hatte großes Verständnis und hat absolut liebevoll reagiert. Ich war so baff, dass ich das überhaupt nicht erklären könnte, außer dass es wohl besser werden würde – Pustekuchen, über ein halbes Jahr ist herum und es ist NICHTS besser geworden.
Eindringen ist morgens mit einer Morgenlatte (die habe ich an einem von drei Morgenden) möglich, aber ich spüre wenig bis gar nichts, sodass er halt sehr schnell wieder schrumpft aus „rausschlüpft“.
Ich weiß keinen Rat mehr, ein halbes Jahr Abwarten hat nicht geklappt. Ich hatte wegen einer OP im Intimbereich vor anderthalb Jahren schon einmal kleinere Probleme (Erektion ließ relativ schnell nach, ich war noch geschwächt von einer ziemlich heftigen mehrmonatigen Behandlung) und mir von meinem Urologen Sildenafil verschreiben lassen. Von denen hatte ich noch welche nach der Trennung und habe auch testweise welche von ihnen genommen (bei Intimitäten mit meiner Freundin) – die Wirkung war Null.
Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll. Ich bin in einem Teufelskreis gefangen aus Scham und Irritation und sehr, sehr geringer Libido. Zumindest ist meine Freundin immer noch sehr verständnisvoll und geduldig, wir haben jede Menge Intimitäten, aber eben komplett ohne Penetration, die mir sehr wichtig ist und auf die ich nicht verzichten möchte.


Kurz gefasst:

Hilfe, ich bekomme, seitdem mich meine Frau verlassen hat, keinen mehr hoch. Was tun?

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Was sagen Deine Testosteron-Werte?

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Habe ich damals checken lassen, der Wert ist im Normbereich.

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Ich würde vorsichtshalber mal zum Arzt gehen und körperliche Ursachen abchecken. War es wirklich so - mit der Ex alles bestens, dann Trennung, dann 2 Wochen später mit der Neuen klappt nichts? Lagen da wirklich nur 2 Wochen dazwischen, oder war es länger?
Wie sieht es mit Selbstbefriedigung aus, klappt das noch?

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Das klappt. Zwar mit visuellen Reizen und ständiger Friktion, ohne diese verschwindet die Erektion quasi beim Zusehen.

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Das ist also auch nicht wie früher?

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Deine Geschichte erinnert mich etwas an meinen Mann.
Als ich ihn kennenlernte, war er schon mehrere Jahre von seiner Ex getrennt.
Er berichtete mir ebenfalls von einem befreienden Gefühl nach der Trennung, aber merkte nach einer Weile nach der Trennung auch dass etwas mit seiner Libido nicht mehr stimmte.
Während er früher mehrmals täglich konnte, hatte er nun nicht mal mehr eine Morgenlatte. Bis ein Jahr nach der Trennung hatte er wohl gar kein Interesse an einer Frau. Dann lernte er aber doch eine Nette kennen und merkte, dass Penetration trotz Lust nicht mehr funktionierte.
Er ging zum Urologen.
Der stellte eine erektile Dysfunktion fest. Er verschrieb ihm Tabletten und gab ihm zusätzlich den ultimativen Tipp: einen Penisring.
Der Ring sollte sehr fest sitzen, breit sein und am besten aus Metall sein.
Bei uns klappt das recht gut, kann ich nur empfehlen.
Ich ( Ja, Küchenpsychologin ) war der Meinung dass auch psychische Blockaden da waren und es eine Kombination aus körperlichen und seelischen Ursachen war.
Seine Trennung war unschön, die Erlebnisse der letzten Zeit schlimm ( auch Betrug ). Das sitzt oft tiefer als man denkt und könnte sich durchaus negativ auf die Potenz auswirken.
Als wir uns dann kennenlernten gestand er mir gleich anfangs impotent zu sein. Ich kann dir nicht sagen warum, aber ich wusste irgendwie: wir bekommen das hin!
Und was soll ich sagen? Wir haben von Anfang an wunderbaren Sex. So wunderschön und tief wie ich ihn noch nie zuvor erlebte! Die Tabletten brauchen wir nicht, der Ring reicht aus.
Mein Mann erzählte aber, dass er ganz am Anfang mit der ersten Freundin nach der Trennung erstmal wieder „üben“ musste.
Der Urologe half ihm damals sehr. Er beriet ihn einschlägig und Anfangs waren auch die Tabletten von Nöten.
Deshalb sollte dein erster Weg jetzt erstmal zum Urologen deines Vertrauens sein.
Und mit deiner verständnisvollen liebevollen Frau an deiner Seite bekommst du das wieder hin.
Alles Gute euch. ❤️

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Volle Unterstützung für das was HierAuch schreibt:

Erst mal zum Arzt, anvertrauen und schauen, was evtl. an Ursachen schon körperlich abgebaut werden kann.
Das allein kann schon helfen, auch die Blockaden im Kopf zu beseitigen. Wenn die Sorge, der Körper spiele nicht mit, entfällt, kann es auch plötzlich wieder mit dem Kopf klappen.

Ansonsten: Lebe weiterhin mit deiner Partnerin Nähe und Sexualität. Es gibt ja mehr als einen Weg, sich nah zu sein und dem Gegenüber Vergnügen zu bereiten. Insoweit ist es vorbildlich wenn du schreibst, ihr hättet viele Intimitäten halt nur ohne Penetation.

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Mit den Ferndiagnosen ist das so eine Sache, und natürlich muss das mit einem Arzt abgecheckt werden (was aber ja schon passiert, soweit ich es lese). Aber kann es eventuell sein, dass in der ganzen Sache Scham und Versagensangst eine doch recht große Rolle spielen und das eine hohen Eigendynamik hat? Quasi: Es ist plötzlich alles richtig genial, tolle Partnerin, Last runtergefallen, Du fühlst Dich geliebt und verstanden, dann spielt der Kopf beim ersten Sprung in die Kiste ein wenig verrückt und - zack, was ist denn das, und schon ist der Elefant im Raum, kriegst Du den Kopf nicht mehr ausgeschaltet und fängst mit einer krassen Selbstbeobachtung an, in der Du Dir eine tote Körpermitte und totalen Libidoverlust diagnostizierst. Dass das ganze Thema nach einer Weile völlig überfrachtet ist und man gefühlsmäßig abstumpft, gehört ja zur Eigendynamik dazu.

Ich kann Dir dazu nur als Mann sagen, dass es bei mir mal ähnlich war. Ich hatte mit meiner langjährigen Partnerin hervorragenden Sex, auch in schwierigen Zeiten. Dann war die Beziehung am Ende, und nach zwei Monaten lerne ich eine sehr attraktive, tolle Frau kennen und wir landen auch am Tag 3 in der Kiste. Kurzer Gedanke: Jetzt musst Du aber was bringen hier und schwupps, nichts ging mehr. Ich: Äh, das hatte ich noch nie. Nicht in 1000 Anläufen. Sie: Kein Thema. Nächster Tag... gleicher Ablauf... Es kam wochenlang nie zu penetrativem Sex... ich bin buchstäblich kollabiert in der Sekunde, wo es drum ging. Ging dann auch rasch zu Ende. Ich mich an einem One Night Stand versucht. Wieder nichts. Die totale Panik geschoben. Dachte 24 Stunden an nichts anderes als: Du bist erledigt. Und jetzt bitte einmal herzlich lachen (und das NICHT als Empfehlung verstehen), aber ich habe völlig aufgelöst meine Ex-Partnerin angerufen, ihr mein Leid geklagt. Sie hat sich totgelacht und fragte dann, ob der Anruf jetzt die Bitte sei, wir sollten mal schauen, obs mir ihr klappt und ob das die dümmste Notlüge aller Zeiten sei. Ich nein nein ehrlich, ganz schlimm, ich bin am Ende, aber wenn Du schon fragst: ja, lass mal bitte testen. Man ahnt, was passierte: wilde, leidenschaftliche Vögelei (blieb bei dem einen Mal), aber ich hatte das Thema aus dem Kopf "verbannt", weils ja doch ging. Diese erste Nacht mit der neuen Flamme war einfach der Beginn einer ganz miesen Entwicklung, in der ich mich selbst total unter Druck gesetzt hatte.

Bearbeitet von NochmalKopfChecken
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🤭 mutige Aktion!

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Ich glaube, mit dem Problem bist Du absolut nicht alleine und ich empfehle Dir trotzdem, nochmal mit einem spezialisierten Männerarzt (Andrologen) zu sprechen.
Ich vermute bei meinem Freund ein ähnliches Problem, nur hat er sich wohl damit eingerichtet, zum Arzt geht er generell nur, wenn es unbedingt sein muss. Ich habe ihn noch nicht lange und wir werden sehen, was wird.

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Ich kenne das Problem. Bei mir trat es nicht gleich bei der nächsten Partnerin nach einer langjährigen Beziehung auf sondern erst später. Ich war völlig perplex als ich zu dem Zeitpunkt mit ihr im Bett lag und sich einfach nichts rührte. Ich habe sofort einen Termin beim Urologen ausgemacht um dies abzuklären. Ich laborierte zu dem Zeitpunkt an einer Schambeinentzündung, dies griff dieser auch sofort auf. Mein Leben drehte sich nur noch um Google und die Wörter erektile Dysfunktion. Ein weiterer Ansatz von mir, wir leben in einer Leistungsgesellschaft und ich musste in meinem früheren Leben (u30) mich oft in Gedanken stürzen um nicht zu früh zu kommen. Das Thema beschäftigt einen natürlich wenn man es mit einer neuen unbekannten Frau zu tun hat.

Ich kann es nicht sagen was es nun genau war. Nun bin ich in einer neuen Beziehung und habe dieses Problem mit dem zu früh kommen nicht mehr, es geht ins andere Extrem und ich muss mich anstrengen zu kommen. Die Kennenlernphase war lange bevor es zur Sache ging, eine Vertrautheit schon da. Es war wohl von beidem etwas, ich meine nun, weniger zu spüren als davor, auch etwas weniger Lust zu haben. Jedoch kann ich mich auch einfach mehr fallen lassen, da ich mir sicher bin meinem Gegenüber gefällt es.

Geh auf jeden Fall zum Urologen.

Peinlich wenn nichts geht, peinlich wenn man zu früh kommt, aber die Partnerinnen nahmen es immer locker auf, zumindest mir gegenüber :-D Im Nachgang bin ich froh über diese Erfahrungen

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Guten Morgen ☕☀️

Ich würde dir raten das bei einem Urologen - der sich auch mit erektiver Dysfunktion auskennt - das abklären zu lassen.

Da mein Exfreund für Medizintechnik Heiße gearbeitet hat - die sich mit solchen Problemen auskennen- habe ich "zwangsläufig" einiges über dem Intimbereich von Männern gelernt.

Was mir sofort ins Auge gefallen ist, ist deine Aussage mit der teils fehlenden "Morgenlatte".

Üblicher Weise findet "dieser Prozess" täglich - während der Nacht oder am Morgen - statt.

Das sollte wirklich abgeklärt werden, da es einige verschiedene - aber auch ernsthafte - Gründe haben kann.

Ich wünsche dir alles gute!